Temporäre Haut
Temporäre Haut
Es sind eher Protagonisten als Wesen, die ihre Posen wenig kümmern. Der Verzicht auf Gesichter ist nicht dramatisch gemeint. Oberflächen im Bild mit Materialcharakter spielen kaum eine Rolle. Wenn, dann in zügiger Auflösung und Markierung von erkennbaren Andeutungen zwischen Linie und Pinselspur. Die Körperphrasen changieren zwischen Dürftigkeit und repräsentativer Beliebigkeit. Identifikation ist nicht Zuhause. Höchstens eine temporäre Anteilnahme, die an der nächsten Ecke wieder verschwunden ist. Sind mehrere Protagonisten auf einem Blatt, haben sie gegebenenfalls miteinander zu tun, ohne zu wissen, was geschehen hätte können. „Memory is a still“ ohne Speicherplatz. Mal eher skizzig, oder leicht klassisch, eher nicht cartoonisch stehen die Figuren, als wären sie, ohne es zu wissen, Teil einer Familienaufstellung. Emografische Momente flüchtig zwischen Haut und Schweiß. Ich hätte dich kennen können, wenn ich nicht schon wieder deinen Namen vergessen hätte. Das Arbeiten mit Betroffenheiten ist wie einer dieser Kleber, den man schlecht von den Fingern bekommt. Die verstandene Aussichtslosigkeit hat keinen Platz für Anteilnahme, weder innen oder außen. Höchstens beim Beschreiben geballter Tristesse. Der Hintergrund braucht keinen Charakter. Man zieht alles aus und ist nicht mal mehr nackt. Jeden Tag verliert man gut 10 Gramm Hautschuppen. Die menschliche Haut erneuert sich etwa achthundertmal vollständig im Laufe eines Lebens.
Temporary Skin
These are more protagonists than beings little concerned with their poses. Leaving faces out has no dramatic meaning. Surfaces hardly play a role in images with a material character. If so, then by instantaneous dematerialization, marking recognizable dashes between line and brush stroke. Body phrases alternate between paucity and representative randomness. Identification isn’t at home. No more than a temporary partiality already vanished at the next turn. When several protagonists are on one sheet, they may have to do with each other, without knowing what might have happened. “Memory is a still” without a storage medium. Sometimes sketch-like or slightly classical, never quite cartoonish, the figures stand like unwitting parts of a “Familienaufstellung”. Fleeting emographic moments between skin and sweat. I could’ve known you if I hadn’t forgotten your name yet again. Working with affects is like one of those adhesives you have trouble getting off your skin. The implicit futility leaves no room for partiality, neither within nor without. At most while describing balled-up sorrow. The background doesn’t need a character. You take everything off but you’re still no more naked. Every day you shed a good 10 grams of dead skin cells. The human skin completely regenerates itself about eight hundred times in the course a lifetime.
Gunter Reski (Translation Carrie Roseland)